Deutschlands Medien der Milliardäre

Deutschlands private Medien sind vorwegend in der Hand weniger Milliardäre. Kann das sein? Darf das sein? Es ist so. Passend dazu zunächst einige Zitate:

„So etwas wie eine freie Presse gibt es nicht. Sie wissen es, und ich weiß es. Nicht einer unter Ihnen würde sich trauen, seine ehrliche Meinung zu sagen. Die eigentliche Aufgabe des Journalisten besteht darin, die Wahrheit zu zerstören, faustdicke Lügen zu erzählen, die Dinge zu verdrehen und sich selbst, sein Land und seine Rasse für sein tägliches Brot zu verkaufen. Wir sind Werkzeuge und Marionetten der Reichen, die hinter den Kulissen die Fäden in der Hand halten. Sie spielen die Melodie, nach der wir tanzen. Unsere Talente, unsere Möglichkeiten und unser Leben befinden sich in den Händen dieser Leute. Wir sind nichts weiter als intellektuelle Prostituierte.” (John Swaiton, Herausgeber New York Times in den 60er und 70er Jahren des 19. Jahrhunderts, in seiner Abschiedsrede)

“In jedem Zeitungsverlag genießt nur einer volle Pressefreiheit: der Verleger.” (Ernst Probst – Worte sind wie Waffen. Weisheiten und Torheiten über die Medien)

“Journalistik ist die Kunst, das Volk glauben zu machen, was die Regierung für gut findet. (Heinrich von Kleist)

“Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.” – Paul Sethe, DER SPIEGEL, 5. Mai 1965

U.a. die CDU-nahe Zeitung „Die Welt“ blamierte sich in diesem Monat mit ihrer Attacke auf Sahra Wagenknecht. Denn in allen Punkten, die die „Welt“ Frau Wagenknecht vorwirft, hat sie Recht.

 

Berechtigte Kritik an der EU

Die „Welt“ schreibt: „In ihrer Kritik an der EU gibt die Linke Sahra Wagenknecht indirekt rechten Verschwörungstheoretikern recht. Wagenknecht glaubt, dass sich die EU entgegen der Bedürfnisse der Menschen entwickelt hat.“

Die EU hat sich in der Tat entgegen der Bedürfnisse der Menschen entwickelt. Frau Wagenknecht könnte nicht richtiger liegen. Dies zu leugnen zeugt von journalistischer Inkompetenz und / oder Ignoranz.

Nato vs. Russland, China,…

Die Welt kritisiert Wagenknecht mit den Worten: „Für den Weltfrieden müsse man „die Nato auflösen und mit einem System kollektiver Sicherheit ersetzen.“

Flankiert wird diese Kritik mit dem Vorwurf, dem russischen Propagandasender RT ein Interview gegeben zu haben. Natürlich ist RT ein russisches Propagandamedium. Ebenso, wie die „Welt“ mit ihrer Tochter n24 ein neoliberales Propagandamedium für ihre Eigentümer ist. Da gibt es keinen Grund, sich über andere Propagandisten zu erheben. Lediglich die Ziele und Positionen sind andere – die Methoden sind ähnlich. Es zeugt auch nicht von Größe, den kalten Krieg wieder anheizen zu wollen. Die Russen und ihre Medien haben ein Recht auf ihre Meinung, wie auch die „Welt“ ein Recht auf eine eigene Meinung hat. Es obliegt den Lesern / Zuschauern, zu entscheiden, ob und wie sie sich manipulieren lassen wollen.

Auch hier hat Frau Wagenknecht Recht. Ein weltweites Verteidigungsbündnis wäre ein Bündnis ohne permanente Gegner. Zahlreiche Politiker und Philosophen plädieren seit Jahrzehnten für eine Abschaffung der NATO und einen Ersatz durch ein schlagkräftiges Militär der UNO, das in der Lage sein müsste, jeden Staat – sogar die USA, Russland und China – in die Schranken zu weisen, wenn er z.B. Kriege gegen andere Länder beginnt. Leider ist das utopisch. Frau Wagenknecht bleibt wie bei vielen anderen Forderungen die Antwort auf die Frage schuldig, wie sie es umsetzen will. Eine seriöse Zeitung würde diese Fragen stellen, statt sie nieder zu machen.

Beim dritten Punkt kommen wir zum Hauptthema dieses Blog-Artikels. Daniel Böhmer von der „Welt“ schreibt:

„Natürlich fehlt bei Wagenknecht auch ein weiteres Element nicht, das man von den Populisten der anderen Färbung kennt – die Kritik an den angeblich manipulierten und manipulativen Medien. „Deutschlands Medien werden von einer Handvoll Menschen gesteuert“, erklärt Wagenknecht und erwähnt nicht näher bezeichnete Milliardäre.“

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Deutsche private Medien in der Hand von Milliardären

Natürlich weiß der Welt-„Journalist“ Daniel Böhmer, dass seine Chefin die Milliardärin und Merkel-Freundin Friede Springer ist. Listen wir einmal die wichtigsten der „nicht näher bezeichneten Milliardäre“ auf, denen die privaten Massenmedien gehören (Quelle: forbes.com, Zahlen daher vorwiegend in Dollar):

Eine kurze Liste der Milliardäre, denen Deutschlands private Massenmedien gehören

Die private Medienmacht ist tatsächlich sehr konzentriert:

  • U.a. Bild, Welt, Bild am Sonntag, Welt am Sonntag, N24: Milliardärin Friede Springer (3,4 Mrd. $)
  • U.a. RTL, n-tv, Stern und Gala: Milliardärin Liz Mohn, ebenfalls Merkel-Freundin (3,4 Mrd- $)
  • U.a. Focus, Bunte: Hubert Burda, 2,2 Mrd. $
  • U.a. WAZ-Gruppe, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, Thüringer Allgemeine: Familien Funke, Brost, Grotkamp (zusammen > 1 Mrd. €, letzte bekannte Zahl von 2001: Vermögen allein von Familie Funke 5,5 Mrd. D-Mark)
  • U.a. Handelsblatt, Tagesspiegel, Die Zeit: Geschwister Stefan Holtzbrinck (1,2 Mrd. $) und Monika Schoeller (1,2 Mrd. $
  • U.a. Kölner Stadtanzeiger, Express, Berliner Zeitung, Bonner General-Anzeiger Mitteldeutsche Zeitung, Hamburger Morgenpost, Frankfurter Rundschau: Milliardärsfamilie DuMont / Schütte (zwischen 0,5 und 1,1 Mrd. €, keine aktuellen Zahlen verfügbar)
  • U.a. Süddeutsche Zeitung, Stuttgarter Zeitung, Schwarzwälder Bote: Dieter Schaub (1,4 Mrd. $)
  • U.a. Hannoversche Allgemeine, Ostseezeitung, Leipziger Volkszeitung, Märkische Zeitung: Milliardärsfamilie Madsack (viertgrößtes Verlagshaus Deutschlands, keine aktuellen Zahlen zur Vermögensbewertung verfügbar)

Teilweise sind die Beteiligungen auch untereinander verflochten bzw. werden hin- und her verkauft.

Yvonne Bauer (2,6 Mrd. $) vom Bauer Verlag ist für diese Liste irrelevant, da sie bis auf die Magdeburger Volksstimme lediglich unpolitische Medien wie Bravo, Auto Zeitung, TV Movie und Cosmopolitan herausgibt.

Der Spiegel gehört in seinem Sonderfall den alteingesessenen Käseglocken-„Journalisten“ sowie dem Multimillionär Jakob Augstein.

Ein weiterer Sonderfall ist Deutschlands bisher noch einflussreichstes neoliberales Propagandablatt – die FAZ. Ihre Gründer haben die Frankfurter Allgemeine Zeitung durch die “FAZIT-Stiftung” halbwegs abgesichert – aber auch nur halbwegs. Denn seit Jahren ist die Zeitung defizitär. 2014 feuerte die FAZ 200 von 900 Mitarbeitern. Allein von Q3/2013 bis Q3/2016 haben FAZ und FAS (Sonntagszeitung) 30% Auflage verloren, weil immer weniger Menschen die neoliberale Propaganda lesen wollen. Weitere Entlassungen sind also unvermeidlich, und schließlich werden die 30 Mio. € Stiftungskapital aufgebraucht sein.

Im Kuratorium der FAZIT-Stiftung sitzt übrigens Milliardär Georg Ludwig Braun, Nr. 15 der reichsten Deutschen und ehemaliger Präsident des DIHK. Braun forderte in seiner Zeit als DIHK-Präsident eine 3-jährige Nullrunde für Lohn- und Gehaltserhöhungen, eine Begrenzung der Ausbildungsvergütungen auf 270 € und die Verlagerungen von Unternehmen an Billigstandorte in Osteuropa, um die Profite der Unternehmen weiterhin zu maximieren. Im Kuratorium wirkt auch Michael Hoffmann-Becking, Gründungsmitglied der neoliberalen Propagandaorganisation INSM. Kopf der FAZIT-Stiftung ist der Ex-Vorstandsvorsitzende des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim.

Mit anderen Worten. Die Stiftung, der die FAZ gehört, verfolgt neoliberale Ziele der Upper Class.

Fazit: Private Medien der Milliardäre

Frau Wagenknecht hat leider Recht: „Deutschlands Medien werden von einer Handvoll Menschen gesteuert“, im Wesentlichen von Milliardären und deren Lohnschreibern. Das erklärt die „Lückenpresse“ (Original hier bei Apolut, ehemals KenFM) lt. Professor Teusch:

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