Gedanken zur SPIEGEL Fake News Umfrage

Unter “Medien – was denken Sie?” lud der SPIEGEL seine Leser zum Feedback ein. Das ist löblich und SZ, FAZ, ZEIT & Co zur Nachahmung empfohlen. Aber wird auch ein Umdenken einsetzen? Die Einladung beginnt mit einer Fehleinschätzung:

In Deutschland ebbt die Lügenpresse-Hysterie wieder ab. Diese gute Nachricht stammt aus einer Studie, die die Universität Mainz vor wenigen Wochen veröffentlicht hat. Ist also alles wieder im Lot, können Journalisten und Medien aufatmen? Mitnichten. Die Zweifel an der Redlichkeit von Journalisten sind noch immer erschreckend hoch, überall gedeiht der Ärger über die sogenannten Mainstream-Medien. Ein großer Teil der Bevölkerung hat das Gefühl, die eigene Lebensrealität finde sich dort nicht mehr wieder, weil Journalisten der Politik näher seien als den Sorgen und Nöten der Normalbürger. Diese Entfremdung muss Journalisten Sorge bereiten. Was haben Medien falsch gemacht? Und: Wie lässt sich das Vertrauen wieder herstellen?

DER SPIEGEL möchte wissen, was Sie denken: Über die deutschen Medien, über die Arbeit von Journalisten und die Berichterstattung des SPIEGEL. Was ärgert Sie, was finden Sie gut? Was vermissen Sie? Was müssen wir verbessern? Bitte schreiben Sie uns unter lesermeinung@spiegel.de

Sagen Sie dem Spiegel Ihre Meinung!

Machen Sie mit! Schreiben Sie dem SPIEGEL, was verbessert werden muss. Dies ist unsere Antwort an den SPIEGEL:

Eine Antwort zum Thema SPIEGEL und Fake News

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Einladung zum Feedback komme ich gern nach und hoffe, dass Sie tatsächlich an Ihrer eigenen Zukunft (und der der Gesellschaft) interessiert sind.

Früher genossen Journalisten das volle Vertrauen der Leser und den Ruf von neutralen, klugen und hochgebildeten Welterklärern. Heute haben die Massenmedien – auch der Spiegel und Spiegel online – das Vertrauen und den Ruf verspielt. Teilweise ist es auch „Hofberichtbestattung“, wie es Urban Priol treffend nannte, mit der Redakteure (ich vermeide bewusst das Wort „Journalisten“) wie Regierungssprecher agieren.

Die Folge ist erstens die wirtschaftliche Krise der Medien, denen die Leser weglaufen. Auch ich war früher Abonnent von Spiegel, Süddeutscher Zeitung und der ZEIT. Ich habe alle 3 Abos gekündigt, weil ich die neoliberale Propaganda (und der Begriff „Propaganda“ trifft zu 100% zu) nicht auch noch finanziell unterstützen möchte.

Die Folge ist zweitens der zunehmende Kontrollverlust. Immer mehr Menschen weigern sich, sich von „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“-Redakteuren sagen zu lassen, wen Sie zu wählen haben, wen sie nicht wählen dürfen, was sie gut finden dürfen und was nicht. Dieser Kontrollverlust war nach dem Brexit, dem Aufstieg der unsäglichen AfD und der Wahl von Donald Trump ein Schock. Und das ist erst der Anfang. Werden die Medien daraus lernen? Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Sie schon so weit sind. Sonst würden Sie nicht einen neoliberalen Problemfall wie Jens Spahn zum „Hoffnungsträger und künftigen Kanzlerkandidaten“ hochschreiben.

Ihr meist sehr lesenswerter Herr Stöcker macht ganz in diesem Sinne unter “Bitte nicht mehr “Fake News” sagen” den Fehler, Fake News auf rechte Propaganda zu beschränken. Der Fake News Vorwurf reicht viel weiter.

Die für die Gesellschaft schädlichsten Fake News verbreiten Spon & Co durch neoliberale Propaganda, mit teilweise atemberaubender Dreistigkeit. Wir haben Ihren Kolumnisten Henrik Müller zum „Froschkoch des Jahres“ und „Deutschen Fake News Meister 2017“ gekürt. Lesen Sie die Begründung und die Bewertung von Henrik Müller durch die Nachdenkseiten:

„Henrik Müller begründet eine steile These mit faktisch falschen Aussagen, stellt dafür dann eine aberwitzige Diagnose aus und verordnet eine Therapie, die selbst dann kontraproduktiv wäre, wenn seine Diagnose korrekt wäre. Dabei liegt Müller mit seiner Einschätzung so meilenweit daneben, dass einem wirklich schwerfällt, an etwas anderes wie eine Parallelwelt zu glauben, wenn man ihm nicht entweder Unwissen oder aber Vorsatz unterstellen will.“

Lückenpresse

Journalist und Publizistik-Professor Ulrich Teusch erläutert unter “Lückenpresse“, warum der Begriff „Lückenpresse“ auf Spiegel & Co. zutrifft:

Dieses Video sollte sich – neben den Erläuterungen des neoliberalen Narrativs durch Psychologie-Professor Rainer Mausfeld jeder Spiegel / Spiegel Online-Redakteur dringend anschauen, dann durchdenken und erst danach weiter schreiben.

 

Vor über 5 Jahren erkannte Spon unter „Es ist die Mittelklasse, Dummkopf!“, dass es entscheidend ist, wie es der Mittelschicht geht. Da wundert es umso mehr, dass Spon nie über alternative Wirtschaftssysteme wie das Economic Balance System von economy4mankind schreibt, sondern ausgerechnet beim Wirtschaftssystem immer nur das „weiter so“ propagiert.

In der Hoffnung, dass Sie endlich anfangen, über Ihr journalistisches Selbstverständnis und Ihre Rolle in der Gesellschaft nachzudenken,

Jörg Gastmann
Sprecher

economy4mankind