In 5 Wochen (24.09.) ist die Bundestagswahl. Aktuelle Umfragen sehen Union und FDP bei 47% – und alle anderen Parteien, die die 5%-Hürde schaffen, zusammen bei 48%. Es wir sehr knapp. Natürlich kann es ein Zufall sein, dass ausgerechnet jetzt auffällig viele Facebook Profile gesperrt werden, deren Besitzer gegen Schwarzgelb kämpfen – auch meins.

Politisch motivierte Sperrungen?

facebook profile sperren gesperrtWarum wurden so viele echte Profile ohne Anlass und Begründung gesperrt? Liegt es an der politischen Einstellung, da es meines Wissens nur bei links orientierten Nutzern passiert? Wie sieht es bei den Rechten aus (ich habe keine Rechten in meinem Freundeskreis, und kenne auch keine rechten Gruppen)?

Ist es Zufall, dass dies so kurz vor der Bundestagswahl geschieht? Ist es Zufall, dass der „Löschdienstleister“ Arvato zu Bertelsmann gehört, Bertelsmann wiederum Elisabeth Mohn gehört, und Elisabeth Mohn eine enge Freundin von Angela Merkel ist?

Wenn Ihnen ein anderer Grund einfällt, warum ausgerechnet FDP- und Unionsgegner gehäuft gesperrt werden, bin ich auf die Kommentare gespannt.

Konkretes Beispiel

Immer wieder melden sich reale und Facebook-Freunde bei mir, die auf Facebook gesperrt wurden. In den letzten Wochen gehäuft. Konkrete Begründungen gab es dabei nie – lediglich den unkonkreten Hinweis auf angebliche Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen.

Nun wurde nach 6 Jahren bei Facebook zum ersten Mal mein Konto gesperrt – ohne Information zu Gründen oder Dauer. Am gleichen Tag wurden auch 2 unserer Mitstreiter gesperrt, die sie auf unserer Kontaktseite finden. Eine Mitstreiterin, deren Konto ebenfalls ohne erkennbaren Grund gesperrt wurde, berichtete von 4 Sperrungen von Freunden – alle in der gleichen Woche, alle politisch aktiv und links. 3 weitere Mitstreiter zählten insgesamt 11 Facebook-Freunde, die in der letzten Woche gesperrt wurden – alle zum ersten Mal, alle ohne erkennbaren Grund, und alles durchweg politisch aktive und links orientierte Personen.

Auch der bekannte österreichische Geldsystemkritiker Manfred G. – ein Vorbild an kultivierten Umgangsformen und Höflichkeit – wurde grundlos für 1 Woche gesperrt.

Echte Profile gesperrt, Fake-Profile nicht

Nachdem ich – ebenso wie allen anderen mir bekannten gesperrten Nutzer – einen Scan meines Personalausweises an Facebook schickte, wurde mein Profil – und die der anderen -nach 1 Woche wieder entsperrt.

War der Grund also der Verdacht, mein Profil und die der anderen könnten Fake-Profile sein? Dagegen spricht, dass mein Profil erkennbar echt ist, mit persönlichen Fotos, erkennbaren Verwandschaftsbeziehungen und einem Namen, den man problemlos bei Google und YouTube findet. Dagegen spricht auch, dass zum Beispiel der Troll und Faker „Rudi Karell“, den ich als Fake-Profil meldete, und der selbst in einer Diskussion zugab, dass er unter falschem Namen unterwegs ist, nicht gesperrt wurde. Facebook schrieb mir dazu, dass dieses offensichtliche Fake-Profil nicht den Facebook-Richtlinien widerspreche (Update 18.09.2017: “‘facebook.com/rudine.karell” hat es wohl zu toll getrieben und wurde inzwischen gelöscht).

Auch außerhalb unseres Freundeskreises lesen wir Berichte dazu:

Wer löscht? „Digitale Müllabfuhr“ und Wahrheitsministerien

Facebook engagierte die Bertelsmann-Tochtergesellschaft Arvato AG, die mit 600 Mitarbeitern am Standort Berlin und künftig weiteren 500 Mitarbeitern am Standort Essen Postings löscht und Nutzer sperrt.

Das ehemals mit journalistischen Zielen angetretene Essener „correctiv“ engagierte Facebook als  Orwellsches Wahrheitsministerium. „correctiv“ darf nun entscheiden, was „Fake News“ sind und welche Kritik erlaubt ist.

Auf den Philippinen ist eine ganz neue Branche entstanden: Die „digitale Müllabfuhr“ beschäftigt laut Schätzungen zwischen 500.000 und 1 Mio. Hungerlöhner, die Videos mit Enthauptungen, brennenden Haustieren, Kinderpornografie und ähnlichen Müll löschen.

„Seelisch wundgescheuert“

Wie in allen schlecht moderierten Foren geht es auch bei vielen Facebook-Diskussionen hart zur Sache. Oft erlebt man eine Hetze und Beleidigungen, nach denen man Facebook sofort den Rücken kehren würde. Einer meiner besten Freunde – ein außergewöhnlich netter, kultivierter und geduldiger Menschen – erklärte mir vor einigen Monaten, er müsse zumindest für einige Monate bei Facebook pausieren, weil er sich „seelisch wundgescheuert habe“. Sehr viele (vermutlich die meisten) Facebook-Mitglieder würden Facebook sofort verlassen – wenn es eine Alternative gäbe. Aber noch gibt es keine. Daher hält es Facebook auch nicht für nötig, seine Existenz durch Kundenzufriedenheit zu sichern.

vk.com: Noch keine Alternative

Was nun? Ich werde immer wieder auf vk.com angesprochen, das nach Facebook größte soziale Netzwerk der Welt. Betrieben von russischen Zuckerberg-Pendants war es ursprünglich auf den russischen Raum beschränkt, wuchs aber auf 100 Mio. Nutzer in 81 Sprachen.

Aktuell ist vk.com in Deutschland nach Google.de, YouTube, Googlemail, Facebook, Amazon, ebay und Wikipedia die Nr. 8 aller Websites in Deutschland und die Nr. 5 in den Niederlanden. Vk.com ist in Deutschland beliebter als web.de, Yahoo, Gmx, T-Online, Instagram, Twitter, spiegel.de und bild.de. Dennoch ist vk.com ein Zwerg gegen Facebooks 2 Milliarden Nutzer, von denen es 1,3 Milliarden täglich nutzen und rd. 130 Mio. in „bedeutsamen Gruppen“ aktiv sind (Facebooks Definition einer „bedeutsamen“ Gruppe: Mindestens 1 Person ist mindestens 30 Minuten pro Woche in dieser Gruppe online).

Das Problem: Bisher sind aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum kaum einer meiner politischen Freunde, kaum eine der wichtigen und interessanten Gruppen und insgesamt viel zu wenige deutschsprachige / englischsprachige Nutzer angemeldet, geschweige denn aktiv.

Fassen wir kurz Vorteile  und Nachteile zusammen:

  • Kostenlos
  • Aus dem deutschsprachigen Raum noch zu wenige Nutzer und Gruppen
  • Statt den amerikanischen Geheimdiensten lesen die russischen mit.
  • Statt einem amerikanischen Milliardär ist ein russischer Milliardär Eigentümer.
  • Statt Kritik an der amerikanischen Regierung führt Kritik an der russischen zu Problemen.
  • Abgesehen von Russlandkritik scheint es im Unterschied zu Facebook keine Zensur zu geben – weder bei Rechtsradikalen noch bei Linksradikalen.

Wir haben zwar eine economy4mankind-Gruppe bei vk installiert, aber momentan spielt einfach bei Facebook die Musik. Wenn Facebook allerdings zunehmend Nutzer vergrault, kann sich das ändern.

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