Arbeitszeiten: Unersättliche Arbeitgeber trotz Exportüberschuss

Arbeitgeber wollen die tägliche Höchstarbeitszeit abschaffen. Arbeitnehmer sollen 48 Stunden nacheinander arbeiten „dürfen“, damit Deutschland „wettbewerbsfähig“ bleibe. Tatsächlich ist Deutschland mit rd. 280 Mrd. € Exportüberschuss viel zu wettbewerbsfähig.

Steffen Kampeter (Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Arbeitgeber (BDA) und damit Chef-Lobbyist deutscher Arbeitgeber) formulierte die Kombination aus Unsinn und Wahnsinn als Drohung: Wenn das Arbeitszeitgesetz nicht den Anforderungen der Unternehmen angepasst (sprich: abgeschafft) werde, würden Arbeitsplätze ins Ausland verlagert. Was eine leere Drohung ist, da so gut wie alle Arbeitsplätze, bei denen Verlagerungen möglich sind, bereits verlagert wurden.

Freiheit zur (Selbst)-Ausbeutung

Telekom-Personalvorstand Illek unterstützt den Vorstoß mit der absurden Argumentation, freien und selbstbestimmten Angestellten dürfe man keine Grenzen bei der Arbeitszeit aufzwingen. Im Klartext heißt das: Da Arbeitnehmer den Interessen der Arbeitgeber unterworfen sind, wird „freiwillige“ Sonntags- und Nachtarbeit und langes Arbeiten am Stück einfach erwartet. Wer nicht 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag einsetzbar sein will, darf das zwar ablehnen, darf sich aber auch nicht wundern, wenn er durch willigere Angestellte ersetzt wird.

Telekom-Vorstand Illek ärgert auch, dass Arbeitnehmer nicht mehr rund um die Uhr per Email und Telefon erreichbar sein sollen. 11 Stunden Ruhezeit zwischen 2 Schichten findet er inakzeptabel, denn das „reflektiere nicht mehr den täglichen Arbeitsablauf mit Digitaltechnologie.“ Offensichtlich benötigt die Telekom dringend einen neuen Personalvorstand.

Kampeter will das Arbeitszeitgesetz im Eiltempo abschaffen, alles andere sei – wie das Handelsblatt berichtete (Paywall) – „Politik im Bummelzugtempo und ein Standortnachteil“ für die Arbeitgeber. Was Herr Kampeter ebenso wie Union, SPD, FDP (und AfD) nicht begreifen wollen, und was das Handelsblatt als Sprachrohr der Arbeitgeber unterschlägt:

Deutschlands Unternehmen sind international viel zu „wettbewerbsfähig“ und konkurrieren die Konkurrenz im Ausland in Grund und Boden. Ergebnis: Immer höhere Exportüberschüsse. Für 2018 werden sage und schreibe 280 Mrd. € Überschuss erwartet. Das heißt gleichzeitig: Das Ausland häuft im Handel mir deutschen Unternehmen 280 Mrd. € zusätzliche Schulden an.

Lebensqualität der Angestellten ist ebenso wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch kein Argument für das Handelsblatt, das wieder einmal Teil des Problems ist.

Inkompetenz von Kampeter und Schäuble

Steffen Kampeter war von 1990 bis 2016 Bundestagsabgeordeneter der CDU. Aufgefallen ist er vor allem als inkompetenter Staatssekretär des inkompetenten Finanzministers Schäuble. Die wichtigste Aufgaben der beiden Herrschaften war, über ein neues, einfaches und effizientes Steuersystem nachzudenken. Stattdessen verwalteten Sie das komplizierteste Steuersystem der Welt, das jedes Jahr seit Gründung der Bundesrepublik defizitär war (die „Schwarze Null“ ist eine Bilanzfälschung durch unterlassene Pflichtausgaben) und von Großkonzernen ausgetrickst wird. Auch das Totsparen Südeuropas geht auf Schäubles und Kampeters Konto.

Das Tragische bei Herrn Kampeter ist, das er in der CDU und bei der FDP bestens vernetzt ist und er viele entscheidende und für Korruption hoch empfängliche CDU-Abgeordnete „motivieren“ könnte, seinen absurden Forderungen zu folgen und Gesetze abzuschaffen, die:

  • Nur Unternehmenseingentümern nutzen
  • Arbeitnehmern schaden
  • Familien schaden
  • den Rest der Welt durch Exportüberschüsse in noch höher Schulden stürzen und die Welt weiter destabilisieren

Typische Unions- und FDP Politik also, weitgehend von der SPD mitgetragen. Im März hatte die Arbeitgeber-Sockenpuppe FDP bereits versucht, das Arbeitszeitgesetz abzuschaffen bzw. im Sinne der Arbeitgeber umzuschreiben.

Die Alternative: Unterbeschäftigungssteuer

economy4mankind löst das Problem mit der „Unterbeschäftigungssteuer„. Damit dreht sich der Arbeitsmarkt um 180 Grad. Arbeitgeber haben sich den Wünschen der Arbeitnehmer anzupassen. (mehr)