Warum macht Götz Werner nichts aus seinen Möglichkeiten?
Unter “Gibt Götz Werner das Grundeinkommen auf?” veröffentlichte Telepolis im letzten Monat meinen Artikel über die heimlich abgeschaltete BGE-Kampagnen-Website von Götz Werner. Seine Reaktion: Eine hektisch ins Netz gestellte neue Amateur-Website.
von Jörg Gastmann
In meinem Artikel analysierte ich die Situation der Grundeinkommensbewegung seit der Initialzündung mit dem Interview im Wirtschaftsmagazin “brandeins”, Ausgabe 03/2005. Seitdem wurde wirklich viel darüber geredet, und man kann nicht länger behaupten, das Thema müsse erst einmal in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Die Öffentlichkeit kennt es, etwa die Hälfte will es “grundsätzlich”, aber selbst unter den grundsätzlichen Befürwortern lehnt es die große Mehrheit ab, weil die Gegenargumente der alten und bekannten Modelle überwiegen.
Festgefahren in untauglichen Modellen
Die Partei “Bündnis Grundeinkommen” scheiterte bei der Bundestagswahl, ohne nach den Ursachen zu forschen und daraus zu lernen. Nach dem desaströsen Wahlergebnis mit einer Ablehnung von 99,8% redete sich die Partei das Ergebnis damit schön, man habe immerhin die Wahlteilnahme geschafft. Ist das Wahlergebnis (lediglich die Einwohnerzahl von Gütersloh wählte das BGE) nicht ein bisschen wenig? Das fand auch die damalige Bundesvorsitzende, trat aus der Partei aus und in die SPD ein.
Im “Podcast Desaster” legten Katja-Kipping-Vertreter Ronald Blaschke und der Schweizer BGE-Volksentscheid-Initiator Daniel Häni einfach auf, als es konkret wurde. Blaschke mit der Begründung, sein Modell (Almosen am Existenzminimum, finanziert mit einer nicht mehrheitsfähigen Einheits-Einkommensteuer auch für Geringverdiener von 33 Prozent sowie hohen Energiesteuern) sei “durchgerechnet” und bedürfe keiner weiteren Diskussion. Häni hatte wie immer keine Lust, konkret zu werden. Zwischen den Minuten 46:18 – 47:12 und 57:00 – 57:11 können Sie nachhören, wie erst Ronald Blaschke und dann Daniel Häni einfach gegangen sind, als es konkret wurde. Sie wollten nicht einmal zuhören.
Unter “BGE: Vergleich, Gegenargumente, Probleme alter Modelle” sehen Sie die Vor- und Nachteile verschiedener Modelle. Unter “Antwort auf BGE-Gegenargumente: Das “Steuerspar-BGE” entkräfteten wir anhand des BGE-Modells von e4m kurz vor der letzten Bundestagswahl alle Gegenargumente gegen das Grundeinkommen und wiesen das “Bündnis Grundeinkommen” darauf hin. Ergebnis: Geballte Ignoranz.
Das Bündnis Grundeinkommen ist weiterhin eingeladen, sich zwischen “Ignorance is Strength” und einem Neustart zu entscheiden. Das Potential ist riesig.
Götz Werner
Götz Werner habe ich seit 2006 als unzugänglich und auf sein Modell erstarrt erlebt. Sein ganzes Wirken ist ein Trauerspiel verschenkten Potentials. Statt als Schlüsselfigur einer der wichtigsten Revolutionen der Menschheit in die Geschichte einzugehen, genießt er die fruchtlose mediale Aufmerksamkeit in Talkshows und den ergebnislosen Applaus in zahllosen Hör- und Gemeindesälen der Republik.
Mit seinem Milliardenvermögen könnte er – wie ich auf Telepolis erläuterte – “die cleversten PR-Genies anheuern, die am besten vernetzten Lobbyisten auf die Regierungsparteien loslassen, psychologisch geschickte Kampagnen umsetzen und so weiter. Götz Werner könnte sich den Durchbruch des Grundeinkommens wahrscheinlich kaufen, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind: Er muss es wollen und das System muss funktionieren.”
Da er seine Möglichkeiten nicht nutzt, liegt die logische Erklärung nahe, dass er weiß, dass sein Modell nie mehrheitsfähig sein wird und die im “BGE Vergleich” erläuterten Probleme verursacht.
Nun ließ er zum Jahresende 2018 seine Kampagnen-Webste “unternimm-die -zukunft.de” abschalten. Offenbar aufgeschreckt / verärgert durch meinen Telepolis-Artikel wies er offenbar seinen Pressesprecher an, unternimm-die-zukunft.de wieder online zu stellen. Das sieht nun so aus:
Hier hat ein Laie mit (wie man im Quellcode sieht) dem Amateur-Homepage-Baukasten des Webhosters Hosteurope ganz hektisch eine neue Seite zusammengeklickt. Der Inhalt der neue Website besteht aus lediglich 3 Seiten ohne nennenswerte Texte. Die alten Webseiten sind offenbar nicht so schnell wiederherstellbar. Tipp an den Amateur-Webmaster: Einfach mal das Web Archive besuchen und den ganzen alten Käse einfügen und kopieren.
Wenn man die neue Seite mit den finanziellen Möglichkeiten eines Milliardärs und der komplexen Thematik des Grundeinkommens vergleicht, ist die Alibi-Funktion dieser neuen Website unübersehbar.
Lieber Götz Werner: Wenn Sie etwas erreichen wollen, finden Sie die Antwort im Steuerspar-BGE. Das Modell ist der Schlüssel zum Erfolg des Grundeinkommens. Werden Sie über Ihren Schatten springen?
Liebe Leute vom Bündnis Grundeinkommen: Wenn Ihr jemals etwas erreichen wollt, ist das Modell der Schlüssel zur Mehrheitsfähigkeit bei Wahlen. Wann öffnet Ihr Euch für eine ergebnisoffene Evaluierung ALLER Modelle und zufriedenstellende Antworten auf die kritischen Fragen der Wähler?